Holzbau heute

Aktiver Klimaschutz

Klimaschutz – was ist das eigentlich? Jedenfalls kein Modewort mit reichlich Interpretationsspielraum. Vielmehr die zentrale Überlebensfrage, auf die die gesamte Menschheit in rekordverdächtig kurzer Zeit eine Antwort finden muss. Für uns vom DHV spielt dabei der Werkstoff Holz die Schlüsselrolle.
Ökologie

Nach dem Vorbild der Natur

Wie geht Klimaschutz im Bausektor? Für uns steht fest: nur mit Holz! Denn Holz ist der einzige Werkstoff, der klimaschädliches Kohlendioxid aufnimmt und bindet. Und zwar nicht nur für ein paar Tage, Wochen oder Monate. Sondern über etliche Jahrzehnte! Genau genommen bis ans Ende seiner Nutzung als Baumaterial. Mit Holz zu bauen, ist daher aktiver Klimaschutz – vielleicht sogar der beste.

Wir wissen wohl, dass wir den Himmel auf Erden nicht bauen können. Aber wir wollen doch alle Anstrengung darauf verwenden, Bauten im Einklang mit einer natürlich-humanen Umwelt zu schaffen.

Architekt Jürgen Bradatsch in seiner Würdigung* des visionären Architekten Frei Otto (1925-2015), der sich die Natur zum Vorbild nahm und bei seinen Entwürfen stets an ihr orientierte (*erschienen in Zeitschrift BAUKULTUR 5/2021

Der Wald wächst von selbst

Holz muss man nicht erst energieaufwändig herstellen wie zum Beispiel Ziegelsteine. Vielmehr wächst Holz im Wald unablässig nach – von ganz allein 24 Stunden täglich. Der Baumbestand wird sogar von Jahr zu Jahr immer größer. Was natürlich auch daran liegt, dass die deutsche Holzwirtschaft seit über 300 Jahren das Nachhaltigkeitsgebot beachtet; es besagt: Was dem Wald entnommen wird, muss auf absehbare Zeit in gleicher Qualität und Menge nachwachsen können. Deshalb wird in Deutschland immer nur ein Teil des Baumbestands zu Bauzwecken verwendet.

Natürlicher Sauerstoffspender …

In Europa ist Deutschland eines der waldreichsten Länder: Auf etwa einem Drittel der Bodenfläche wachsen Bäume. Ein Glücksfall, wenn man daran denkt, dass jeder unserer grob geschätzt 90 Milliarden Bäume durchschnittlich 6 kg Kohlendioxid pro Tag aus der Atmosphäre filtert und aufspaltet. Ein Effekt: 5 kg Sauerstoff (O2) werden pro Baum täglich freigesetzt – weshalb der Volksmund den Wald ja auch als „grüne Lunge“ bezeichnet.

… und Kohlenstoffspeicher

Für den Klimaschutz noch wichtiger: Aus der Atmosphäre gefilterter Kohlenstoff bleibt dauerhaft im Holz gespeichert. Erst wenn die Nutzung z.B. als Baumaterial endet, das Holz verrottet oder verbrennt, wird die gespeicherte Menge CO2 wieder abgegeben. Das bedeutet: Je mehr Häuser aus Holz errichtet werden, desto besser ist das für die Umwelt und das Klima. Wir kommen daher zu dem Schluss, dass Holz ein leistungsstarker Klimaschützer ist, von dem wir gar nicht genug verbauen können.

Ökobilanzen

Holz stabilisiert das Klima

Kein Feiertag, kein Grund zur Freude: Der 29. Juli 2021 – ein Donnerstag – wird als „Earth Overshoot Day“ in die Geschichtsbücher eingehen. Seine Bedeutung: Seither verbraucht die Menschheit mehr Ressourcen, als der Planet in einem Jahr reproduzieren kann. Vermehrte Holznutzung und die Pflicht zur Ökobilanzierung von Gebäuden können helfen, die Auswirkungen auf das Klima und Folgen für das Leben auf der Erde abzumildern.

Von 20 auf 55 Prozent

Der Bausektor – Verursacher von rund 40 Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen – kann am nachhaltigsten CO2 einsparen, wenn ab sofort hauptsächlich mit Holz gebaut wird. 7 Mio. Tonnen CO2-Emissionen lassen sich pro Jahr allein in Deutschland vermeiden, wenn der Anteil der Einfamilienhäuser, die vorwiegend aus Holz bestehen, bis 2030 auf 55 Prozent steigt; heute sind es im Bundesdurchschnitt etwas mehr als 20 Prozent.

Von 2 Prozent auf 15

Bei mehrgeschossigen Wohngebäuden liegt das Ziel bei 15 Prozent; der Anteil der Holzbauweise im Jahr 2020 lag hier gerade mal bei 2 Prozent. Eine echte Willenskraft-Anstrengung ist also nötig. Im Wald jedenfalls steht für alle Neubauvorhaben und sonstige Baumaßnahmen genügend Holz zur Verfügung, hat der Deutsche Holzwirtschaftsrat (DHWR) festgestellt.

Mit Holz machbar

Der DHV hält beide Ziele ebenfalls für erreichbar, sofern der politische Wille zur konsequenten Umsetzung vorhanden ist. Dazu gehört, dass den Holzbau hemmende Gesetze und Verordnungen besser heute als morgen aus den Landesbauordnungen verschwinden und die Baugesetzgebung gestrafft und bundesweit vereinheitlicht wird. Namhafte Politiker wie der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder unterstützen diesen Weg. Söder will dem Bauen mit Holz bei öffentlichen Bauvorhaben sogar bundesweit Vorrang geben.

In deutschen Wäldern gibt es ausreichend Holz. Allein für ein neues Wohnhaus wachsen in Deutschland alle 45 Sekunden genug Bäume nach.

Dr. Denny Ohnesorge, Geschäftsführer des Deutschen Holzwirtschaftsrates e.V. (DHWR)

Ökobilanzierung

Ökobilanzen spiegeln die Auswirkungen von Produkten auf die Umwelt. Die Betrachtung erstreckt sich im Idealfall auf den gesamten Herstellungs-, Nutzungs- und Verwertungszyklus. Verarbeitete Rohstoffe, Produktionsmittel, Abfall- und Nebenprodukte, Nachnutzungs- und Recyclingmöglichkeiten werden zur Bilanzierung ebenfalls herangezogen.

Ökobilanzen spiegeln die Auswirkungen von Produkten auf die Umwelt. Die Betrachtung erstreckt sich im Idealfall auf den gesamten Herstellungs-, Nutzungs- und Verwertungszyklus. Verarbeitete Rohstoffe, Produktionsmittel, Abfall- und Nebenprodukte, Nachnutzungs- und Recyclingmöglichkeiten werden zur Bilanzierung ebenfalls herangezogen.

Für alle Gebäude

Auch Gebäude werden einer Ökobilanzierung unterzogen. Auf größere Bauwerke hat zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) ein Auge. Der DHV macht sich dafür stark, dass jeder Neubau einen Gebäudepass enthält – unabhängig von der Größe.

Dadurch sollen die Auswirkungen von Bauvorhaben auf die Umwelt deutlich und vergleichbar werden. Die Gegenüberstellung von Alternativen kann Anlass geben, sich mit nachhaltigen Rohstoffen und klimaschonenden Bauausführungen näher zu befassen. Über die Menge verbrauchter Ressourcen und das abschätzbare CO2-Aufkommen wäre zudem eine gerechtere Besteuerung möglich, wenn man den gesamten Zyklus von der Herstellung über die Nutzung bis hin zur (Wieder-)Verwertung eines Gebäudes in allen Einzelteilen einbezieht.

Mit Holz als einzigem CO2-bindenden Baustoff, dem exakt vorausbestimmbaren Materialmengenbedarf, dem präzisen, extrem abfallarmen Zuschnitt sowie der Rückbaubarkeit und Recyclingfähigkeit zahlreicher Komponenten ist der Holzfertigbau unter ökologischen Aspekten erste Wahl.

Gerd Prause, Geschäftsführer Prause Holzbauplanung und DHV-Vorstandsmitglied

Energieeffizienz

Höchste Zeit zu handeln

Die Außenwände vieler älterer Bestandsgebäude wirken mächtig dick; material- und bauartbedingt weisen sie aber häufig Wärmebrücken auf, die bei Neubauten längst der Vergangenheit angehören. Bei einem ungedämmten Mehrfamilienhaus aus den 1960er Jahren gehen die meisten Raumwärmeverluste auf das Konto folgender Energieschlupflöcher:

Energieschlupflöcher stopfen

Raumwärme-Verlustein Prozent
Lüftung27 %
Außenwände20 %
Fenster17 %
Heizung13 %
Warmwasser10 %
Dach08 %
Keller05 %

Ein Altbau-typischer Brennstoffbedarf von bis zu 30 Litern Heizöl bzw. Kubikmetern Gas pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr kommt so schnell zustande. Aus heutiger Sicht ist das pure Energieverschwendung, die das Klima unnötig aufheizt.

Klimaschutzmassnahmen richtig planen

Um den Energieverbrauch im Gebäudebestand – somit auch den CO2-Ausstoß – schnellstmöglich zu senken, sind die Prioritäten zielführend zu setzen: Das Augenmerk richtet sich in erster Linie auf die Gebäudehülle, also auf die Dachflächen und die Außenwände. Bei der Planung energetischer Optimierungsmaßahmen ist dabei auch an die Erneuerung alter Fenster und Türen zu denken. Daraus ergibt sich ein erheblich reduzierter Energiebedarf, der eine sinnvolle Ausgangsbasis für die anschließende Verbesserung der Heizungsanlage und weiterer technischer Gebäudebestandteile bildet.

Die Abfolge energetischer Sanierungsmaßnahmen folgt einer einfachen Logik: Solange Wind und Wetter durch die Wände eines Hauses pfeifen, kann eine noch so moderne Heizung gegen Raumwärmeverluste weitaus weniger bewirken als bei zeitgemäßer Dämmung. Das Aufdämmen der Fassade ist bei Bestandsgebäuden daher ein sinnvoller erster Schritt. Der Austausch maroder alter gegen neue Fenster sollte darin inbegriffen sein. Haustechnische Innovationen wie der Einbau einer zukunftsfähigen Heizung können dann im Anschluss folgen.

Win-Win-Effekt

Mit Dämmstoffen, die auf den Wärmedurchgangskoeffizienten des Bestandsgebäudes präzise abgestimmt sind, lässt sich der Heizenergiebedarf erheblich reduzieren. Durch fachgerecht ausgeführte Optimierungsmaßnahmen sinkt sowohl der Brennstoffverbrauch als auch der damit verbundene Kohlendioxidausstoß. Der Effekt: Die Hausbewohner sparen langfristig bares Geld und das Klima wird nachhaltig entlastet.

Sanieren à la DHV

Wenn es um energetisches Sanieren von Bestandsgebäuden geht, unterstützt der DHV seine Mitgliedsunternehmen durch gezielte Schulungen und stellt bei Bedarf den Kontakt zu Spezialisten her, die sich mit kniffligen Sachverhalten besonders gut auskennen. Außerdem hält der DHV exklusiv für Verbandsmitglieder Informationsschriften bereit, die den neusten Stand der Technik widerspiegeln und bauliche Maßnahmen mit dem Werkstoff Holz erleichtern.

DHV Klimaschutztag

KlimaSchutz an jedem Tag!

Wann sonst als jetzt fängt unser aller Zunkunft an?

DHV-Präsident Erwin Taglieber, Initiator des bundesweiten KlimaSchutzTags.

Um in der Bevölkerung das Bewusstsein zu wecken, dass jede(r) Einzelne beim Klimaschutz gefordert ist, und um einen Weg zu weisen, wie sich der Ausstoß klimaschädlicher CO2-Emissionen nachhaltig reduzieren oder sogar ganz vermeiden lässt, ruft der Deutsche Holzfertigbau-Verband alle Mitglieder zur aktiven Mitwirkung beim Deutschen KlimaSchutzTag auf. Die Botschaft: Mit Holz zu bauen heißt, das Klima nachhaltig zu schützen!

Der Klimawandel ist menschengemacht, soviel steht fest. Zunehmende Starkregenereignisse mit verheerenden Auswirkungen auf die betroffenen Regionen, ausgedehnte Trocken- und Hitzeperioden sowie viele extreme Wetterphänomene mehr müssen uns nachdenklich stimmen: Es ist höchste Zeit, entschlossen gegenzusteuern! Was aber kann, was muss jeder Einzelne tun, damit es uns allen hier auf der Erde nicht schneller als gedacht zu heiß wird?

Neue Wege gehen

Erwin Taglieber, Präsident des Deutschen Holzfertigbau-Verbandes, hat deshalb den DHV-KlimaSchutzTag ins Leben gerufen. Als bundesweiten Aktionstag, der erstmals im Juli 2021 stattfand und einmal jährlich ausgerichtet werden soll. Ziel ist, die Menschen in Deutschland an ihre individuelle Verantwortung für das Klima auf der Erde und unser aller Zukunft zu erinnern. Mehr noch: Wie sich Ressourcenverschwendung und CO2-Ausstoß eindämmen lassen, ohne auf Lebensqualität verzichten zu müssen, soll konkret gezeigt werden. Dazu braucht es Anleitung und Vorbilder, die der moderne Holzbau liefert.

Wann und wo?

Der Aktionstag findet unter aktiver Beteiligung der Mitgliedsfirmen der Holzbau-Verbände DHV, 81fünf und ZimmerMeisterHaus auf dem Werksgelände der mitwirkenden Holzbauunternehmen statt. 2023 am 08. Oktober. Sind Sie dabei?

DHV Klimaschutztag
DHV Klimaschutztag
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